Foto: Mankica Kranjec
27. und 28. November 2025, je 19.00 Uhr

Ohr sein
ALEŠ ŠTEGER
Herbstvorlesung

aus der Reihe “Unruhe bewahren”

Einladungskarte

Für eine Welt der Aufmerksamkeit
Ein Plädoyer für das genaue und unnachgiebige Zuhören, 
für den Willen zum Empfinden und für die Öffnung zum Unmittelbaren.

Preise und Infos zur Anmeldung unter:
www.literaturhaus-graz.at

Eine Kooperation von Akademie Graz, Residenz Verlag, Literaturhaus Graz und Ursulinen Graz.
Redaktion: Astrid Kury, Thomas Macho, Peter Strasser

Der Mensch ist wie ein Segel im permanenten Sturm aus Informationen. Wir nehmen alles auf und geben es weiter. Zunächst lernen wir die Welt mit dem Mund kennen, im Uterus, lange bevor wir die ersten Laute von uns geben, geschweige denn die ersten Worte flüstern. Bereits im Alter von acht Wochen entwickeln sich die ersten Spürsenzoren in den Lippen des menschlichen Embryos. Wir kommen als geübte Zuhörer auf die Welt, obwohl unsere Umwelt alles Erdenkliche tut, um uns zu monologischen Wesen umzuerziehen. Im digitalen Zeitalter sind wir zusätzlich herausgefordert, uns von anderen in virtuellen Räumen abzuheben und der Illusion einer einmaligen Identitätskonstruktion zu folgen. So werden wir leicht zu Menschenfressenden Sirenen, abgeschottet von der Umwelt, die immer auf neue Beute aus sind, obwohl wir noch gestern ferne Verwandte des herumirrenden Odysseus waren, der bei der Heimfahrt, an den Segelmast gefesselt, das hörte, was vor ihm kein Mensch gehört hat. Was und wie hören, was und wie empfinden wir? Was machen wir daraus? Welche Rolle können Worte, Laute, Gedichte in einer Welt spielen, die wenig oder nichts von Gedichten hält? Welchen Hörsinn braucht man, um sich der Welt gegenüber, trotz all ihrer Brutalität und radikalen Umwandlungen, zu öffnen? Was geschieht mit Texten, wenn sie vom Papier in den Kopf geraten und danach laut ausgesprochen werden? Und warum scheint es eine der wenigen sinnstiftenden und lohnenswerten Tätigkeiten zu sein, sich mit Worten in unserem Zeitalter zu beschäftigen? Ein Plädoyer für das genaue und unnachgiebige Zuhören, für Aufmerksamkeit, für den Willen zum Empfinden und für die Öffnung zum Unmittelbaren.

Die zweite Vorlesung ist eine Klang-Lese-Performance mit dem Akkordeonisten und Komponisten Jure Tori, mit dem Aleš Šteger zuletzt die Erzähl-Musik-Performance Daedalus (2025) geschaffen hat – eine einzigartige Mischung aus Musik, Text, Ritual und Performance.

Aleš Šteger, * 1973 in Ptuj, ist international renommierter slowenischer Autor. Seine Bücher wurden in über 20 Sprachen übersetzt. Er verfasst v.a. Lyrik, Romane und Essays, ist aber auch als Librettist und Texter tätig. Seine Gedichte wurden in die Projekte zahlreicher Galerien und Museen aufgenommen, zuletzt im Louvre in Paris (2024). Seine performativen Lesungen sind zugleich Klangkunstwerke. Auch für diese Vorlesung wird er mit dem Akkordeonisten und Komponisten Jure Tori zusammenarbeiten, mit dem er zuletzt die Erzähl-Musik-Performance Daedalus (2025) geschaffen hat.
Auszeichnungen u.a.: Pretnar-Preis (2021), Alfred-Kolleritsch-Preis der Stadt Graz (2021), Siglo del Oro International Poetry Prize (Guadalajara 2023), Prix Alain Bosquet International Poetry Prize (Paris 2024), Prix Max Jacob Etranger (2025). Er ist Träger des Titels „chavalier de l’ordre des arts et des lettres“ sowie Mitglied der Akademie der Künste Berlin, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Akademie der Wissenschaft und der Literatur Mainz und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
Publikationen in deutscher Übersetzung zuletzt u.a.: Das Lachen der Götter. Göttingen 2023; Atemprotokolle. Gedichte. Göttingen 2023; Gebrauchsanweisung für Slowenien, mit Matthias Göritz. Piper, München 2022; Neverend. Roman. Wallstein, Göttingen 2022; Logbuch der Gegenwart. Aufbrechen. Innsbruck 2019; Über dem Himmel unter der Erde: Gedichte. München 2019.

Jure Tori ist weit über die Grenzen seines Landes als „Ausnahmeakkordeonist“ und „Märchenerzähler auf dem Akkordeon“ bekannt. Seit über 20 Jahren bespielt er verschiedenste Stilrichtungen, vom Tango über Jazz bis zu Ethno und Hardrock. Im deutschsprachigen Raum tourte er in den letzten Jahren vor allem mit dem österreichischen Kontrabassisten Ewald Oberleitner, in Slowenien mit der legendären Rocktrash-Band Orleki. https://juretori.com

 

11.11.2025, 18.00 Uhr

Graz Museum, Sackstraße 18, 8010 Graz

3.12. und 5.12.2025

Rathaus Graz und Aula der Kunstuniversität Graz

11. und 12. März 2026, je 19.00 Uhr

Graz Museum

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